Die Umwege des Lebens 4/8

 

Im Krankenhaus vonToulon, September 2024.

 

Ein zum Greifen nahes Himmelsblau

Ich genieße die Ruhe dieser plötzlichen Einsamkeit. Die Jalousien sind defekt und nur halb geöffnet. Ich sehe ein wenig von der Stadt Toulon und ahne, dass, wenn die Türen viel Elend verbergen, es auch Wunder geben muss. Ich male mir das Meer aus … Man hat mir gesagt, es sei in der Nähe, aber ich kann es nicht sehen. 

 

Dieses schreckliche Gefühl von Messerstichen in Rücken und Bauch, das mich unter den hilflosen Augen von Jean-Christophe in die Knie gezwungen hatte, hat mich endlich verlassen. Die Rosskur-Medikamente und die Pflege der engagierten Krankenschwestern haben gewirkt. 

 

Da ich dem Personal, das wegen des Personalmangels rennen muss, nicht viel anderes zu geben habe, bedanke ich mich oft bei ihnen, was mit einem Lächeln beantwortet wird.

Ich stütze mich auf den Rollständer mit meinen neuen Antibiotika und kann langsam auf den Hof des Krankenhauses hinausgehen. Zu meiner Freude stehen dort mehrere Olivenbäume. Vor diesen Bäumen, die 2000 Jahre alt werden können, habe ich großen Respekt und erinnere mich dabei an die Vergänglichkeit meiner Zeit auf der Erde. Ich bewundere auch einen Riesen, der in den Himmel ragt. Ich vermute, dass er mit den Tannen in meinem Wald irgendwie verwandt ist. Wie alle Bäume seiner Familie zeigt er mir den blauen Himmel über den vier Wänden, die mich umgeben. Ein freier Himmel, zum Greifen nah… 

 

Während ich mich bemühe, meinen Computer zu öffnen, um ein paar Worte zu schreiben, die aus meinem Herz einfach hervorquellen wollen, streift die Sonne des Südens rührend meine nackten Füße.

Über den südlichen Akzent, den bunten Charakter der Menschen, denen ich begegne, habe ich das Gefühl, die Seele dieser Ecke des Landes zu sehen, die auf sie abgefärbt hat. 

O Toulon, deine Stadt, deine Vororte samt all deinen Bewohnern : Ich segne euch!

    

Gebet

Selbst wenn wir in unseren vier Wänden festsitzen, meilenweit entfernt von dem, was wir für unser Leben geplant haben, sollten wir unser Umfeld schätzen.

 

 

Fortsetzung folgt:

Eine unerwartete Verabredung…


 

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