Was man nicht sieht,… vergisst man! Folge 5/7

 

Es liegt Urlaub in der Luft   

Saint-Etienne, sieben Tage später     

Gerade aus den Federn gekommen, sitze ich erstmal am Tisch im Restaurant des Hotels, wo ich es mir gemütlich mache. Obwohl es Winter ist, versetzen mich das leere Schwimmbecken und die Liegestühle, die ich durchs Fenster erblicken kann, in Urlaubsstimmung. Ich kann nun endlich Luft ablassen, denn ich geniesse das Gefühl, eine gute Arbeit erfüllt zu haben. Am Vorabend hatten wir nämlich die letzte Aufführung des Jahres, welche gut ankam.  Durch diese gute Erinnerung wird mein Kaffee erst recht zu einem wahren Genuss.  

 

Unbemerkt wurde alles gesagt           

Da schau her, Loïs kommt gerade angewackelt…

Beim Begrüssen muss ich darüber schmunzeln, sie noch im Halbschlaf zu sehen. Sie vertraut mir an, dass sie wegen einem Albtraum gar nicht gut geschlafen hat, was man an müden Augen sehen kann. 

 

In ihrem Traum wurden wir beide durch einen heftigen Sturm angegriffen. Sie spürte, dass jemand um Vergebung bitten musste, damit der Sturm sich legt, und hat sie auch dann getan. Augenblicklich wurde es friedlich. Und sie fügt mit einem verlegenen Lächeln hinzu: 

 « Ich kann mich nicht wirklich daran erinnern, aber wenn ich dir aus Versehen etwas gesagt habe, was dich verletzt hat, dann verzeih mir bitte.»

Ich verkneife mir das Lachen und antworte mit ernster Miene wie aus der Pistole geschossen: 

« Nun…ich kann mich auch nicht erinnern, dass es was zu vergeben gäbe, aber wenn es der Fall sein sollte, dann vergebe ich dir…und wenn ich dich verletzt haben sollte, dann bitte ich dich auch um Verzeihung. 

Dann haben wir beide gelacht. 

Und weiter fragt sie mich im Scherz belanglos:

« Gehöre ich eigentlich zu deinem Freundeskreis?»

« Ja, natürlich und sogar zum engsten.» 

Wir haben das einfach nebenbei gesagt, was mit der morgendlichen Luftigkeit harmoniert…

 

Die Puzzelteile 

Erst nachdem ich sie in Lyon abgesetzt hatte, als ich wieder Richtung Schweiz fuhr und mich von Neuem mit dem «Ozean» verbunden habe (siehe Folge 4),  begriff ich, was sich da gerade abgespielt hatte. 

Ich habe mich wieder an unseren Streit (siehe Folge 1) erinnert, den ich so sorgfältig in die Hand Gottes gelegt hatte, dass ich ihn vergass. Und auch an alles, was danach kam, wie ich allen Groll (Folge 4) losgelassen habe, den Albtraum, der Loïs aus dem Schlaf gerissen hat, und den gerade erlebten Friedensmoment, der den Kreis wieder schloss…  

Oh! Verrückt, ich hatte den Zusammenhang nicht gesehen! 

 

Unsere gepflogenen Gebete   

Ich hege den Verdacht, dass Gott jedes Mal auf diese Art verfährt, wenn wir Ihn erbitten. 

Wenn ich den Zusammenhang erkennen konnte, dann wohl nur, weil er leichter herzustellen ist als sonst, aber auch deshalb, weil ich, anstatt das Radio einzuschalten, um meinen Geist zu beschäftigen (was an sich nichts Schlechtes ist!), lieber meine Gedanken « im unendlichen Ozean gebadet habe » (was besser ist!). 

Durch solche « Auszeiten » kann man das Unsichtbare besser erkennen… 

Denn sind wir doch mal ehrlich: Wir übersehen gewöhnlich 99% von dem, was Gott  tut. 

 

Fortsetzung folgt…

 

 
Alain

 

 

 

 

 


 

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